Emplem 5

Kleingärtnerverein
Ahsetal e. V.

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Ein seltsames Muttertagsgeschenk

Es war ein Tag im Frühjahr 1964, der mein Leben für eine lange Zeit prägen sollte.

Thiemann 1An das genaue Datum kann ich mich noch sehr gut erinnern, erzählt Hannelore Thiemann. Genauer gesagt, es war Sonntag, der 10. Mai, - Muttertag - als mein Mann Fritz, mich und unsere 1-jährige Tochter an die Hand nahm und mit uns die Kleingartenanlage „Ahsetal“ besuchte.

Schön war es an diesem Tag, die Sonne lachte vom Himmel und viele Kleingärtner saßen im Garten um sich von der harten Arbeitswoche zu entspannen. Eine ganze Weile gingen wir schon wortlos durch die Kleingartenanlage, bis wir dann vor dem Garten Nr. 28 stehen blieben. Bis auf einzelne Vogelstimmen, die man schüchtern vernehmen konnte, herrschte lautlose Stille. Nur manchmal ein helles Klirren, wenn die Kleingärtner, die auf ihrer Terrasse saßen, ihre Kaffeetassen hoben und dabei ihre Sahnetorte aßen.

Wie gefällt dir dieser Garten, sagte plötzlich mein Fritz? Ich verstand am Anfang nicht, was er meinte, ich sah nur, wie er dabei etwas lächelte. Das ist dein Muttertagsgeschenk, meinte er und ich wollte es natürlich nicht glauben. Mir war klar, dass ich eines Tages einen Kleingarten haben würde. Zu schön waren die Erinnerungen an die Jugend, als ich bei meinen Eltern im Garten Unkraut zupfen durfte. Dass es aber so schnell ging und auf dieser Weise, das war doch schon etwas merkwürdig. Da standen wir nun und lachten laut, denn ab heute gehörte mir ein Kleingarten mit 12 Obstbäumen und 32 Beerensträuchern.

alter Garten etwa 1970„Packen wir es an“ hieß es in den nächsten Wochen und Monaten. Mein Mann baute an seinen freien Wochenenden ein Häuschen mit Terrasse, außerdem wurden die Hauptwege von ihm plattiert. Ich selbst war für den anderen Teil des Gartens verantwortlich. Natürlich wusste ich anfangs nicht, wie man einen Garten bewirtschaftet. Gott sei Dank gab es hilfsbereite Nachbarn, die schon viele Jahre begeisterte Kleingärtner waren und mir zeigten, worauf es ankam. Z. B., welches Gemüse gepflanzt werden musste. Innerhalb kürzester Zeit war die Parzelle, die wir etwas verwildert übernommen hatten, tipp-top in Schuss. Es entstand ein wahres Schmuckstück, einer der schönsten Gärten in der Anlage.

Einige Jahre später, wir waren in der Zwischenzeit eine Familie von fünf Personen geworden. Nicht nur wir, auch unser Garten hattet sich etwas verändert. Alles war inzwischen in unserem, rund 400 m2 großen Kleingarten, auf die Kinder ausgerichtet. Mitten auf dem Grünstück stand eine Schaukel und überall lag Spielzeug herum. Zu dieser Zeit hatte für uns nicht nur die Ernte und auch nicht die Erholung Vorrang. Nein, für meinen Mann und für mich war es am Wichtigsten, dass sich unsere drei Kinder, alles Mädchen, völlig frei bewegen konnten. „In der Stadt muss du immer aufpassen und gucken, dass die Kinder nicht auf die Straße rennen. Hier können sie toben und die Natur erkunden“, erzählt Hannelore Thiemann weiter.
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1981, 17 Jahre später hieß es plötzlich Abschied nehmen von unserem lieb gewordenen Kleingarten. Das Oberlandesgericht wollte sich erweitern und plante einen Anbau. Kurzerhand wurde uns das Grundstück gekündigt und wir wurden zum Holunderweg umgesiedelt. „Heute gibt es hinter dem Oberlandesgericht aber immer noch 18 Kleingärten, das ist aber eine andere Geschichte.“
Viele Gartenfreundinnen und Gartenfreunde, auch wir, mussten von einer 45-jährigen Kleingartenanlage Abschied nehmen, eine Anlage die vielen über Jahre und Jahrzehnte ans Herz gewachsen war. Wir alle mussten nun in der neuen Kleingartenanlage ganz von vorn anfangen. Viele Gartenfreunde hatten erst gar nicht den Mut, einen Neuanfang zu starten und haben aus Alters- oder aus Krankheitsgründen ihren Garten aufgegeben. Wir waren ja noch jung und zogen also um zum Holunderweg. Unser neuer Garten, 360 m2 groß, forderte uns aufs Neue heraus. Außer einigen Vorgaben konnten wir alles nach unseren Vorstellungen gestalten. Inzwischen sind wieder 26 Jahre vergangen. Mein Mann verstarb 1995 und seitdem bewirtschafte ich den Garten fast allein.
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Beim Schneiden der Bäume und Hecken sowie beim Umgraben helfen meine inzwischen erwachsenen und verheirateten Kinder. Selbst meine beiden Enkelkinder Lukas und Steffen legen schon Hand an, wenn es heißt, bei Oma Hannelore im Garten muss mal wieder die Hecke geschnitten werden. Mein drittes und jüngstes Enkelkind Luisa geht, wenn sie uns besucht, immer noch gerne auf eine alte, jedoch immer noch gut erhaltene Schaukel, auf der bereits meine Kinder schaukelten. Inzwischen bin ich nun schon seit insgesamt 43 Jahre im Kleingarten und ich hoffe, - so Gott will – dass ich mein 50-jähriges Gartenjubiläum noch als aktive Kleingärtnerin erleben darf. Später will dann eventuell meine älteste Tochter einmal den Garten übernehmen, erwähnt Hannelore Thiemann zum Schluss.


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